Die Straßenbahn Nr. 28, oder Elétrico 28*), wie sie hier genannt wird, ist eine echte Berühmtheit. Fast so bekannt wie die Cable Cars in San Francisco. Sie durchquert die zentralen Teile Lissabons von West nach Ost. Klingt vielleicht nicht so aufregend, aber dann sollte man wissen, dass die Innenstadt von Lissabon sehr hügelig ist und die Geleise teilweise auf engen und steilen Straßen verlaufen, die sich wie Serpentinen in den Alpen, durch die engen Viertel schlängeln. An vielen Stellen sollte man die Arme nicht aus den geöffneten Fenstern halten, sonst prallt man gegen eine Hauswand – oder die entgegenkommende Straßenbahn.
Auf den ersten Blick scheint es völlig unmöglich, eine Straßenbahn in so scharfen Kurven und steilen Hängen zu fahren, wie es hier der Fall ist. Aber die Ingenieure lösten dies auf geniale Weise und die Strecke konnte 1914 in Betrieb genommen werden. Das Problem mit den scharfen Kurven wurde durch einen sehr kurzen Radstand gelöst. Wenn man die Straßenbahn von der Seite betrachtet, sieht man, dass sie vor und hinter den Achsen sehr große Überhänge hat. Auf diese Weise schafft die Bahn die scharfen Kurven. Aber wenn es regnet oder Laub auf den Schienen liegt? Wie schafft man es, in die steilen Hänge zu bremsen oder hinaufzusteigen? Die Lösung ist einfach: Wenn es rutschig ist, werden die Gleise mit Sand gestreut. Die Waggons sind mit Sandbehältern ausgestattet und der Fahrer kann eine Klappe öffnen und bei Bedarf einfach Sand vor die Räder schütten.
Die Bilder entstanden an einem schönen Novembertag. Wir steigen an der östlichen Endhaltestelle ein; Martim Moniz. Wir fahren bis zur anderen Endhaltestelle im Westen; Campo Ourique. Eine sehr abwechslungsreiche und kurvenreiche Fahrt durch die älteren Viertel Graça und Alfama, weiter hinunter nach Baixa und dann wieder hoch über Chiado und die südlichen Teile des Bairro Alto und weiter westlich über São Bento, an der Assembleia da República (das Parlamentsgebäude) vorbei, um die Endstation Campo Ourique zu erreichen.
Egal, ob Sie wie wir reisen, also von Ost nach West oder umgekehrt, die eindeutige Empfehlung ist, Sie sollten im Waggon am Fenster, auf der Meerseite sitzen. Wenn Sie bei Marim Moniz einsteigen, ist dies die linke Seite. Wenn Sie am Campo Ourique einsteigen, sitzen Sie also auf der rechten Seite. Wenn Sie auf der richtigen Seite sitzen, sehen Sie die herrlichen Plätze und blicken hinunter zum Meer und zum Fluss Tejo, wenn Sie an Alfama und Baixa vorbeikommen. Diese Reise sollten Sie nicht verpassen!
Hier finden Sie weitere Information: Tram 28 Lissabon
*) Es gibt verschiedene Schreibweisen und für einen Deutschen mag Elétrico, ohne c zwischen e und t, seltsam klingen, bedeutet elektrisch. Bei einer sprachlichen Überprüfung findet man folgendes:
”A forma correta é elétrico, sem c, pois só se escreve a consoante c nos casos em que esta é pronunciad”, wird übersetzt zu: Die richtige Form ist elétrico, ohne c, denn der Konsonant c wird nur geschrieben, wenn er ausgesprochen wird.
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